Graffiti
Der Begriff Graffiti (singular Graffito) ist der Sammelbegriff für eine Kunstart mit ihren sichtbaren Produkten an ungewöhnlichen Location. Graffiti-Kunst bedeutet Bilder oder Schriftzüge in den öffentlichen Raum zu transportieren und dort zu hinterlassen.
Graffiti entsteht zumeist anonym und illegal. Doch die Sprayer-Szene hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten stark gewandelt und schickt sich an, Mainstream zu werden, denn sie trifft immer mehr auf Akzeptanz. Diese künstlerische Ausdrucksform hat eine beachtliche Transformation absolviert und wurde nunmehr auch vom traditionellen Kunstmarkt entdeckt. Namhafte Protagonisten der Streetart-Szene erzielen mittlerweile bei internationalen Kunstauktionen erstaunliche Verkaufserlöse. So unlängst geschehen bei einer Auktion, anläßlich der das Graffito „Blumenmädchen“ (eine Kritik am Überwachungssystem) des britischen Streetart-Künstler Banksy ein Rekordergebnis erzielte (Bericht Die Welt vom 15.08.2013). Der Großmeister der Streetart Banksy war im Big Aple und hinterließ im Oktober 2013 täglich seine Spuren an vielen Wänden der Metropole New York. Die Einwohner waren ganz aus dem Häuschen und suchten ständig nach den neuesten Hintertlassenschaften des Künstlers (Bericht Stern vom 15.10.2013). Der weltbekannte und anonyme Street Art Künstler Banksy sorgt schon wieder mit seinen Werken für mächtig viel Aufmerksamkeit. Verschollene Banksy-Werke kommen unter den Hammer; zu erwarten sind bei der Auktion Ende April 2014 natürlich Höchstpreise (weiterer Bericht im Stern vom 27.03. 2014). Der Streetart-Künstler Banksy hat unlängst in Cheltenham (Sitz des britischen Geheimdienstes GCHQ) einen eindringlichen Kommentar als Graffiti zum Thema staatlicher Überwachung gesetzt (Bericht Süddeutsche Zeitung vom 15. April 2014). Eine britische Gruppe namens „Stealing Banksy“ bietet sieben Werke des Streetart-Künstlers Banksy in einer Auktion zum Verkauf an; mehrer Millionen Einnahmen werden erwartet. Der Künstler selbst erläutert hierzu auf seiner Internetseite, dass er hierzu gar nicht gefragt wurde und die Auktion und Kommerzialsierung seiner Werke widerlich findet. Näheres hierzu auch auf der Onlineseite des „Stern“ vom 25. April 2014 (Bericht „Stern“ vom 25. April 2014). Alexander Menden berichtet unter der Überschrift: „Vom verfolgten Sprayer zum gefeierten Künstler“ in der SZ und führt aus: „Die ersten Bilder gingen für 50 Pfund weg. Heute ist Graffitikünstler Banksy so berühmt, dass Sotheby’s seine Arbeiten nicht nur auf eine halbe Million Pfund taxiert, sondern sie nun auch in einer Verkaufsausstellung in London anbietet. Hält das diese Kunst aus?“ [siehe link].
In der Spiegel Ausgabe 15/2016 vom 09.04.2016 wird unter der Überschrift „Tod eines Phantoms“ ausführlich berichtet, dass Banksy offenbar durch Kriminologen enttarnt wurde. Der berühmteste Sprayer der Welt soll mutmaßlich der Brite Gunningham sein. Im gleichen Beitrag wirf der Autor die Frage auf. ob sich – bedingt durch den anhaltenden Erfolg mit seinen Bildern auf dem Kunstmarkt, verkauft hat ? [siehe link].
Die Journalistin Friederike Schröter geht in ihrem Beitrag in Zeit-Online vom 03.04.2014 unter dem Titel „Nur legal ist langweilig“ der spannenden Frage nach, ob Graffity-Spayer moderne Künstler oder respektlose Schmierfinken sind. Interessant sind hierbei insbesondere die kontroversen Kommentierungen zu dem Beitrag: hier der Link: (Zeit-Online vom 03.04.2014).Dennoch unterliegt Graffiti einem Spannungsfeld von negativer Wahrnehmung bis hin zur Kommerzialisierung: Was als Subkultur begann geht nunmehr stark in Richtung Mode-Hype.
Graffiti ist auch dazu geeignet, eine politische Botschaft zu transportieren. Gerade beim sog. „arabischen Frühling“ haben Graffiti-Bilder eine wichtige Rolle gespielt. Auch zum aktuellen Umsturz in Äpypten haben Graffiti-Fotos einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. http://www.zeit.de/kultur/kunst/2013-07/kairo-revolution-graffiti
Wer sich einen guten Überblick zum Thema Streetart / Graffiti verschaffen will, dem sei als Einstieg folgende Internetseite empfohlen: http://www.focus.de/kultur/kunst/gesellschaft-stuttgarter-bietet-graffiti-workshops-fuer-generation-50plus_id_4503891.html
Wer nun meint, Graffiti-Kunst sei ein Alleinstellungsmerkmal der jungen Generation, der irrt. Die Graffiti-Street Art-Bewegung dringt nunmehr auch verstärkt in die ältere Generation ein, die aktiv als Sprayer an der Bewegung teilnehmen wollen. Seit geraumer Zeit werden hierzu sogar entsprechende Kurse und Workshops angeboten. Lauteinem Bericht im Focus vom 26.2.2015 lernen immer mehr ältere Mitbürger den Umgang mit der Spraydose. [siehe link] .
Bei allem und noch so gut gemeinten Elan für die Graffiti-Kunst, sollte sich der gemeine Sprayer stets bewusst sein, dass es Orte auf diesem Globus gibt, wo der Sinn für diese Kunst noch rudimentär oder gar nicht ausgeprägt ist. Das mussten auch zwei deutsche Aktivisten nunmehr in Singapur leidvoll erfahren, denn ihre Spray-Aktion ging nicht nur in die Hose, sondern jetzt gibt es noch was auf dieselbe. Der Focus vom 5.3.2015 berichtete hierüber [siehe link] .
Wichtige Vertreter dieser Kunstgattung
Zu den namhafte Vertretern der Streetart-Kunstform zählen (meine persönliche Präferenz ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Harald Naegeli (bekannt geworden als Sprayer von Zürich mit seinen markanten Strich-Männchen). Am 4. Dezember 2014 feierte Harald Naegeli seinen 75. Geburtstag und gab im Deutschlandradio [siehe link] ein großartiges Statement zu seiner Kunst, der Verfolgung und Stigmatisierung seiner Person in früheren Jahren, dem Unvermögen der Gesellschaft und Institutionen den Kunstbegriff erweitert zu denken und gipfelt in einer brillanten Analyse/Kritik am bestehenden kapitalistisch orientierten Kunstmarkt. Der Beitrag ist online verfügbar [siehe link].
- Peter-Ernst Eiffe
- Gerald Zlozykamien
- Klaus Paier
- Oz
- Daim
- Darco
- Loomit
- Lake 13
- Martin Heuwold
- El Bocho
Wichtige Literatur zu diesem Thema
Als weiterführende Literatur bzw. Hinweis auf empfehlenswerte Internetseiten habe ich nachfolgende Vorschläge:
– Banksy: Wall and Piece
– C. Walde: Graffiti-Schriften von Berlin bis New-York
– H. Gögremis: New-York Berlin Graffiti.
Eigene Graffiti-Fotos
Seit rund 30 Jahren beobachte ich fotografisch die Graffiti – Kunst in meinem Umfeld und stelle hier einige m.E. ästhetisch gelungene und ausdrucksstarke Werke vor, die im Zeitraum1999 bis 2003 u.a. an Orten wie Berlin, Paris, Wien und Karlsruhe entstanden sind. Die Aufnahmen wurden von mir analog mit der Leica R Ausrüstung, 50 mm Summicron-Optik und der Leica C 11 (Panorama-Modus) aufgenommen.