Begegnung mit Daniel Ellsberg

Im Sommer 1981 fand im badischen Breisach ein Friedensfest der damals in der Bundesrepublik neuen Partei „Die Grünen“ statt. Die Veranstaltung zielte mit ihrem friedlichen Protest auf die Verhinderung des Nato-Doppelbeschlusses [ siehe hierzu ] ab. Einer der Gastredner war der amerikanische Friedensaktivist Daniel Ellsberg, dessen Veröffentlichung der sog. Pentagon-Papiere [ siehe hierzu ] mit zum Sturz – im Kontext des Watergate-Skandals [ siehe hierzu ] – des damaligen Präsidenten R. Nixon und letztlich zur Beendigung des Vietnam-Krieges führte. Neben seinem Beitrag als Gastredner – (in der Ausgabe der „Zeit“ vom 3. Juli 1981  mit reichlich Häme bedacht, meinte der Korrespondent, die Veranstaltung der Grünen sei geprägt gewesen von einem Hauch pietistischen Eiferertums; zur damaligen Zeit gingen die deutschen Leitmedien nicht gerade zimperlich mit dieser neuen politischen Gruppierung um. Siehe auch:  http://www.zeit.de/1981/28/blumen-fuer-den-frieden) – wurde auch ein Work-Shop zu aktuellen friedenspolitischen Fragen unter der Leitung von D. Ellsberg bei diesem Friedensfest der Grünen in Breisach 1981 angeboten, an dessen exklusiver Runde ich interessiert teilnahm, ein paar Fotos der Veranstaltung aufnehmen

D.Ellsberg 1 D.Ellsberg 2

und mit D. Ellsberg persönlich in Dialog treten konnte. Diese Begegnung mit dieser  seinerzeit schon als „Ikone der Bürgerrechts- und Friedensbewegung“ geltenden Persönlichkeit  Daniel Ellsbergs hat mich damals doch nachhaltig geprägt. Es schien mir und vielen meiner Zeitgenossen, dass die Arroganz der Mächtigen ein für allemal durch whistleblower [ siehe auch ] wie Daniel Ellsberg und durch die Medien gebrochen sei und politische Vorgänge für die Bürger einer Demokratie fortan transparent seien. Daniel Ellsberg wurde in den USA nicht der Prozess gemacht, die infamen Machenschaften seiner Gegner wurden von der Justiz aufgedeckt und er genoss danach weltweit hohes Ansehen und gilt noch heute als Patriot.

Aus heutiger Sicht und Parallelen ziehend zu aktuellen whistleblower wie  E. Snowden [ siehe auch ], haben sich die Einstellungen und Haltungen der Gesellschaft zum Thema whistleblower paradigmenartig gewandelt. Heutige whistleblower gelten nicht als heldenhafte Patrioten, sondern erleiden das Stigma eines Nestbeschmutzers. E. Snowden, von der  US- Administration als Unperson erklärt, lebt im Exil und fürchtet sogar um sein Leben und Bradley Manning [ siehe auch ] – Angehöriger der US-Streitkräfte – sitzt für seine Veröffentlichung u.a. von kompromittierendem Videomaterial aus dem Irak-Krieg laut Urteil eines US-Militärgerichts vom August 2013 für 35 Jahre in Haft !  „Mehr als eine noble Geste“ titelte die FR in ihrer Ausgabe vom 18.1.2017 und berichtete, dass der scheidende US Präsident als eine seiner letzten Amtshandlungen Chelsea Manning (vormals Bradley Manning) begnadigt und damit das ungerechte Urteil gegen den Whistleblower korrigiert hat. [ siehe auch ]

 

Weitere Infos zu Daniel Ellsberg siehe auch auf zdf info „Der gefährlichste Mann in Amerika“. [siehe link]

Translation in English:

 

How I Met Daniel Ellsberg

During the summer of 1981 a peace-festival was organized by the, at that time, newly founded political party die Grünen. This festival, which took place at Breisach – a rather small village in southern Baden – was a peaceful protest against the NATO Double-Track Decision and hosted by American peace-activist Daniel Ellsberg, who gave a short but fervent speech as part of his workshop which I attended. Only a few months earlier Ellsberg had published his reports, later known as “pentagon papers”, partly leading to president Richard Nixon’s resignation as more and more details of the Watergate scandal became known. With that, also the heatedly debated war in Vietnam had come to an end. Nevertheless German media abounded with negative reports on Ellsberg, the Breisach festival and at times cynical reproaches particularly against the young Grünen party, see newspaper Zeit 3rd July 1981. I, however, was convinced that my encounter and personal conversations with Ellsberg – already an iconic figure of the peace movement – would be of paramount importance for my future. Like many of my colleagues I felt that through his disclosures politics had become essentially more democratic and transparent. Even more surprisingly from today’s point of view, Ellsberg was not prosecuted in the USA, despite being an American citizen, but credited for exposing political crimes and considered a patriot. International recognition followed soon after leaking the “pentagon paper” documents. Comparing Ellsberg’s case with that of Edward Snowden it becomes apparent that the paradigms dominating our current discourse could hardly be more different: Within three decades the notion of political activists, or as the media now has it “whistleblowers”, has changed dramatically. Whistle-blowing is now considered an act of treason – fouling one’s own nest – and Snowden, forced to live in permanent exile, has been declared a dissident as well as a persona non grata by the American government. A new climax was reached in 2013 when Bradley Manning, member of the US military, brought video material before the public eye that showed not only compromising but illegal actions of US soldiers during the Iraq war. For his ‘crimes’ Manning was sentenced to more than 30 years of imprisonment by American military courts…

 

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