Kameras im 6×6 Format

Einführung zu Kameras für das 6×6 Format

Die Fotografie in diesem 6×6 Format für den 120er Rollfilm war im Zeitalter der digitalen Fotografie oft tot gesagt worden, jedoch ist dieses spezielle Format als noble Sparte bei Profis und ambitionierten Amateurfotografen immer noch beliebt und präsent. Zahlreiche Internet-Foren und Fachpublikationen feiern seit geraumer Zeit die Wiederauferstehung dieses analogen Formats. Es verhält sich hierbei wie beim Phänomen der Vinyl-Schallplatten: Auch diese haben den digitalen Tonträger überlebt und feiern bei Kennern eine berechtigte Renaissance. Basisinformationen zum 6×9 Format erhält der geneigte Leser unter der folgenden Seite und weiterführende Informationen auf der interessant gestalteten Seite von Stefan Heymann [siehe link].

Von mir benutzte Kameras im 6×6 Format:

  • Die Pentacon Six

Sie war nicht nur eine legendäre Kamera. Hinter dem Begriff Pentacon Six verbindet man ein komplettes Kamera-System mit brillanten Wechseloptiken und allem erdenklichen Zubehör. Produziert wurde die Kamera in der ehemaligen DDR. Als Vorgänger startete 1956 die erste Baureihe mit der Praktisix, die später ab 1966 in die eigentliche Baureihe der Pentacon Six mündete, die in immer weiteren, verbesserten Versionen sogar bis in die Wendezeit 1990 gebaut wurde und das mit einer Jahresproduktion von zuletzt 3.100 Kameras. Für Einsteiger in die 6×6 Format-Fotografie ist dieses System sehr zu empfehlen, weil es hierfür auf dem Gebrauchtmarkt noch gute, preiswerte und brauchbare Kameras und vor allem erlesene Optiken von Mayer Görlitz, Carl Zeiss Jena und aus russischen Produktionen (aus der Kamera-Serie Kiev 60 mit gleichem Bajonett-Anschluss) gibt. Beim Kauf gebrauchter Pentacon Six Kameras ist auf deren Schwachstelle zu achten: Mängel beim Filmtransport führen oft zu überlappenden Bildern! Weiterführende Informationen zu dieser legendären 6×6 Kamera aus der ehemaligen DDR erfährt der Leser auch auf dieser Seite [siehe link].

Aufnahmen mit meiner Pentacon Six:

Pentacon six.2  Pentaco six.1

Aufnahmedaten: Pentacon Six, Optik: Standardobjektiv Carl Zeiss Jena Biometar 2,8 / 80 mm, aufgenommen im August, 2005, mit einem Fuji NPS 160 Film.

  • Die Rolleicord I

Es handelt sich hierbei um eine frühe Rolleicord Typ I, ab dem Baujahr 1934 gefertigt, mit der Aufnahme-Optik Carl Zeiss Triotar 3,8 / 7.5 cm (hochwertiges Linsensystem mit sehr guten Abbildungseigenschaften), im  Compur-Verschluss. Zu diesem Kamera-System der zweiäugigen Spiegelreflex-Kameras aus dem Hause Rollei gibt es im Internet eine informative Seite mit weiterführenden Informationen [siehe link].

Aufnahmen mit meiner Rolleicord I:

08.2002.Rolleicord I. Blume    8.2002.Rolleicord I

Aufnahmedaten: Rolleicord I, Aufnahme-Optik Carl Zeiss Triotar 3,8 / 7.5 cm, aufgenommen im August 2002, verwendet wurde ein 120 Rollfilm, SW-Film.

  • Die Zeiss-Ikon Nettar II

Sie war eine beliebte Klapp-Kamera der 50er Jahre und beliebt wegen der sehr guten Abbildungsqualität der Optik, was man an den unter stehenden Beispielbildern unschwer zu erkennen vermag. Gebaut wurde diese Kamera-Serie von 1951 bis 1953. Wer eine gut erhaltene Nettar II auffindet, der sollte sie sich zulegen: Eine überaus großartige Kamera und m. E. ist mit ihr der gelungene Einstieg ins 6×6 Format perfekt zu gestalten. Der Sammler-Kollege Günter Posch hat zu dieser Kamera eine schöne Seite ins Netz gestellt, die ich für weiterführende Informationen zum Thema nur empfehlen kann [siehe link]. Auch das Lippische Kamera-Museum hält hierzu wertvolle Informationen  auf seiner Internetseite bereit [siehe link].

Aufnahmen mit meiner Zeiss-Ikon Nettar II:

Z.Ik.3 Z.Ik.2 Z.Ik.1

Aufnahmedaten: Zeiss-Ikon Nettar II (Bj. 1951-1953), 09.1999, Agfa APX 100 SW-Rollfilm, BL 8, 100 Sek.

  • Die Voigtländer Bessa

Bei der Bessa von Voigtländer handelt es sich um eine frühe Faltkamera im Format 6×6 cm und 4,5×6 cm, Baujahr ab 1940, Verschluss Compur Rapid 1 bis 1/400 Sek. mit T und B. Ausgestattet ist die hier vorgestellte Bessa mit der Optik Skopar 3,5 / 105 mm. Zu dieser Bessa-Serie von Voigtländer gibt es im Schöbel Voigtlander Archiv im Internet wertvolle Informationen [siehe link].

Hier die Kamera und eine Aufnahme mit meiner Voigtländer Bessa:

IMG_1390  Bessa

Aufnahmedaten: Voigtländer Bessa, Optik Skopar 3,5 / 105 mm, 1/60 Sek., Film: Kodak Gold 200, Mai 1999.

  • Die Voigtländer Perkeo I

Die Voigtländer Perkeo Serie (6×6 Klapp-Kamera für den Rollfilm), die ab 1951 produziert wurde, gab es zwei Varianten. Die Perkeo I kostete ab 1951 je nach Optik bzw. Verschluss zwischen 96.- DM bis 132.- DM. Das Nachfolgemodell Perkeo II mit der Optik Color Skopar und mit verbessertem Verschluss bzw. mit Entfernungsmesser kostete zwischen 155.- DM bis 182.- DM. Die Perkeo Serie wurde in einem relativ kurzen Produktionszeitraum bis 1957 gefertigt mit einer Gesamtproduktionszahl von ca. 147 Tsd. Stück, wobei die erste Version der Perkeo I mit ca. 6 Tsd. produzierten Kameras die kleinste Marge darstellt. Sehr gut dokumentiert sind die Informationen zur Voigtländer Perkeo auf den Seiten von Hans Lissberger [siehe link]  und auf Camerapedia [siehe link] .

Hier die Kamera und Aufnahmen mit meiner Voigtländer Perkeo I:

CIMG4640  Perkeo.2 Perkeo 2000.1 Perkeo 2000

Aufnahmedaten: Perkeo I, Baujahr ab 1951, Optik: Vaskar 4,5/80 mm, aufgenommen im März 2000, Kodak Gold 200.

Perkeo.1

Aufnahmedaten: Perkeo I, Baujahr ab 1951, Optik: Vaskar 4,5/80 mm , aufgenommen im April 2002, 100 Film.

  • Die Voigtländer Perkeo II

Das Nachfolgemodell Perkeo II mit der Optik Color Skopar und mit verbessertem Verschluss bzw. mit Entfernungsmesser kostete zwischen 155.- DM bis 182.- DM. Das Modell Perkeo II kam ab 1951 in die Geschäfte. Zur Perkeo I unterschied sie sich durch einen verbesserten Filmtransport, Bildzählwerk und einer Doppelbelichtungssperre. Ausgestattet war die Perkeo II mit dem sehr guten Objektiv Color-Skopar 1:3,5/80 mm. Eine ausführliche und gute Beschreibung der Perkeo Kameras von Voigtländer gibt es auch beim Sammlerkollegen Hans Lissberger [ siehe link ].

Hier zwei Abbildungen der Perkeo II aus meiner Sammlung:

   

Das Nachfolgemodell Perkeo II war ausgestattet mit der besseren Optik (Color Skopar) und besserem Bedienungskomfort.

Aufnahmen mit der Perkeo II: Auch heute noch sind mit der Perkeo II großartige fotografische Ergebnisse zu erzielen.

 

 

  • Die Yashica Mat 124

Eine solide zweiäugige Spiegelreflex-Kamera, die den Vergleich mit der berühmten Konkurrenz aus dem Hause Rollei nicht zu scheuen braucht. Bei Camerapedia gibt es gute Basisinformationen zu dieser Kamera [siehe link]. Selbst im Nachrichten Magazin Spiegel wurde über die Yashica Mat 124 G und deren Vorzüge als gebrauchte Mittelformatkamera berichtet [siehe link].

Hier die Kamera und eine Aufnahmen mit meiner Yashica Mat 124:

IMG_1389  Wilhelm-MF-002

Aufnahmedaten: Yashica Mat 124, mittlere Blende, 1/10 Sek., ein vor drei Jahren abgelaufener Test-Film kam zur Anwendung, Fuji NPS 160.

  • Die Flexaret

Der Kamera-Hersteller MEOPTA aus der ehemaligen Tschechoslowakei hatte in zahlreichen Varianten ab 1936 (als Vorläufer-Modell namens „Kamerad“) bis 1971 mit der letzten Serie „Flexaret VIIa“ erfolgreich Kameras produziert. Zu weiterführenden Informationen empfehlen empfehle ich die Internetseiten von hmw [siehe link] und ferner findet man Infos zur Flexaret und tollen Aufnahmen mit dieser 6×9-Kamera auch bei Lomography [siehe link] .

Hier Abbildungen meiner Flexaret und einige Aufnahmen mit dieser Kamera:

IMG_1388 IMG_0002 IMG_0001 IMG

Aufnahmedaten: Flexaret, Optik: Mirar f 3.5, 80 mm , BL 8, 1/100 Sek., SW-Film Kodak 100 TMX.

  • Die Welta-Symbol

Diese Serie war eine beliebte Klapp-Kamera im Format von 6×6 cm, die technisch auf der damaligen Höhe der Zeit war. Sie wurde von 1935 bis 1939 gefertigt. Im Internet gibt es zur Welta Symbol gute und weiterführende Infos auf dieser Seite [siehe link].

Aufnahme mit der Welta-Symbol:

Welta symbol.01

Aufnahmedaten: Welta Symbol, Baujahr 1937-1939, Optik: Meyer Görlitz 1:7,7 f 105 mm, mittlere Blende, 1/75 Sek., verwendeter Film: AGFA APX 100 S/W-Film.

  • Eumig Eumigetta I

Wenig bekannt ist, dass der Hersteller von Projektoren und Filmkameras auch während einer kurzen Phase  – ab 1951 –  zwei Serien mit Foto-Apparaten für das Format 6×6 auflegte. Eine der 6×6-Format Kameras für den 120er Rollfilm von Eumig – die Eumigetta I –  (Made in Austria) befindet sich in meinem Fundus. Sie hat eine relativ einfache Ausstattung, nur eine Zeit´(1/50 Sek. und B), Zentralverschluß, Blenden von 5,6 bis 22 und einen versenkbaren Tubus. Zur Eumigetta I gibt es im Internet eine interessante Seite mit der zeitgenössischen Werbung zum Produkt [siehe link]. Es gab auch eine Sonderauflage der Eumigetta I in grauer Lackierung.

Besonderheit der Eumigetta I: Mit ihr lassen sich unkompliziert Doppel-Belichtungsaufnahmen realisieren.

Hier die Kamera Eumigetta I:

Eumigetta 1 mit ausgezogenem Tubus

Eumigetta 1 mit eingezogenem Tubus

 

Ab 1953 kam eine verbesserte Version der 6×6 Format Kamera als Eumigetta 2 auf den Markt. Auf der Homepage vom Eumig-Museum [siehe link] sind die vorgenannten Kamera-Produkte gut dokumentiert. Beide Kameras waren im unteren Preissegment angesiedelt. Von den beiden Foto-Kameras wurden im Produktionszeitraum bis 1954 insgesamt ca. 24.000 Stück hergestellt.

Aufnahmen mit der Eumigetta I:

    

Aufnahmedaten: Eumig Eumigetta I, Baujahr ab 1951, Optik Eumar f 8 cm, 1:5,6, mittlere Blende, 1/50 Sek., verwendeter Film: Fuji NPS 160.

  • Reflex-Korelle

Die Reflex-Korelle erschien bereits 1935 auf dem Markt. Produziert wurde sie in den Werkstätten von Franz Kochmann  „Fabrik Photographischer Apparate“ in Dresden. Zur Person Franz Kochmann habe ich einen gesonderten Beitrag in der Sammlerzeitschrift „Photographica Cabinett“ Ausgabe Nr. 64/2015, S. 22-26 verfasst [ link ]. Die Reflex-Korelle gilt als eine der ersten Mittelformat-Spiegelreflexkameras im Format 6×6. Weitere interessante Einzelheiten zu dieser legendären Kamera siehe hier: [ link ]. Was Technik, Design und Ausstattung angeht, war diese Kamera von Kochmann ein Meilenstein in der Kamera-Fertigung und mit der robusten Reflex-Korelle lassen sich auch heute noch sehr gute fotografische Ergebnisse erzielen.

 

Technische Daten der Reflex-Korelle:

  • Film: 120er/ Mittelformat 6×6cm,
  • Anzahl: 12 Aufnahmen
  • Fokussierung: manuell
  • Sucher: Lichtschachtsucher mit Lupe, Sportsucher
  • Objektiv: Xenar 75 mm F2.8, kleinste Bende F32
  • Verschluss: Tuchschlitzverschluss B,2 – 1/500 sek. und Selbstauslöser
  • Mindestabstand zum fokussieren: 91 cm.

Aufnahmen mit meiner Reflex-Korelle in S/W:

     Aufnahmen mit überlagertem S/W-Film und Überbelichtung.

  • Die Venaret

Aus gutem Grund habe ich die Venaret Kamera gleich hinter die Reflex-Korelle positioniert, denn konstruktiv ist der gleiche Mann für die Kamera verantwortlich, nämlich: Franz Kochmann. Dieser flüchtete vor den Nazis in die Niederlande und schon bald nach Kriegsende kam bei der Firma Vena (Amsterdam, Netherlands) im Jahr 1949 die Venaret auf den Markt. Ähnlich markant ist bei der Venaret der tubusartige Vorbau, den wir auch von der Reflex Korelle her kennen (siehe Bilder oben bei der ReflexKorelle). Die Venaret ist in technischer Hinsicht allerdings dem Dresdner Vorbild weit unterlegen, denn als Einfach-Kamera verfügt sie nur über einen Fixfokus mit der Optik Doublet 7,7 f 7,5 cm, Zeiten von 25/100, 50/100 Sek. und T, sowie Blenden 7,7, 9, 11 und 16. Mehr über den Kamera-Hersteller Vena gibt es unter dem nachfolgenden link [link]. Insbesondere die Seite der Niederländischen Foto-Freunde ist zu empfehlen [link].

   

Hier Aufnahmen in S/W mit der Venaret aus meiner Sammlung in 2019 aufgenommen.

 

  • FOTOBOY von MOM

Eine hier relativ unbekannte Rollfilmkamera ist die FOTOBOY vom MOM Budapest (Magyar Optikai Művek, Hungarian Optical Works). Eine solide Metall-Box, gutes Sucherbild. Zeiten von 1/25, 1/50, 1/100, B und Blitzkontakt. Die Optik ist fokusierbar: Ausgestatte mit dem MOM Achromat 1:7.7/75 mm, Aufnahmeformat 6×6 cm. MOM FOTOBOY  von 1959-1963 produziert.

 

Aufnahmen mit meiner FOTOBOY von MOM: Aufgenommen mit Fujicolor Superia CN 120 Rollfilm.

 

     

  • Die EURA von Ferrania

Eine einfache Rollfilm-Kamera aus Italien, die Ferrania EURA erfreut sich auch bei den Fans bei Lomography großer Beliebtheit. Auf deren Homepage findet man Bildern, die mit dieser Kamera geschossen wurden. Diese Seite empfehle ich gerne: https://www.lomography.com/magazine/224211-ferrania-eura-the-beauty

Die Kamera wurde in größeren Stückzahlen im preiswerten Segment ab 1959 in Milano/Italien mit den nachfolgenden Ausstattungsmerkmalen gefertigt: Rollfilmkamera 6×6, 12 Aufnahmen, Optik 1:8 f= 85 mm, Anastigmat, Blenden 8/12, Verschlusszeit 1/50 Sek., Entfernungseinstellung: 1/3/8 m und unendlich, Durchsichtsucher, Stativgewinde, komplett abnehmbare Rückwand, Blitzanschluss, Zubehörschuh, Material: Plastik und Blech.

Hier eine Abbildung meiner EURA von Ferrania:

Aufnahme mit der EURA von Ferrania: Aufnahme mit Film Fuji 100.

  • Die Perfekta Rollfilm Kamera 6×6

Die vom VEB Rheinmetall ab 1953 in der ehemaligen DDR produzierte 6×6 Rollfilmkamera Perfekta hat eine einfache Ausstattung und wurde weitestgehend aus Bakelit hergestellt. Es gibt zu dieser frühen DDR Kamera im Internet zahlreiche und gute Informationen. Hier zwei Beispiele mit weiterführenden Angaben zur Perfekta [Link] und [Link].

Hier eine Abbildung meiner Perfekta mit der seltenen Original-Verpackung:

Hier eine Aufnahme mit der Perfekta aus meiner Sammlung. Aufgenommen mit 127er Rollfilm Ilford SW.